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Der Tennis-Schiedsrichter

 

Headschiedsrichter auf einem Hochstuhl (Wimbledon 2010)

Im professionellen Tennis ist ein Headschiedsrichter üblich, der auf einer Seite des Tennis-Spielfelds auf einem Hochstuhl sitzt. Er wird von mehreren Linienrichtern unterstützt, die ein „Aus“ des Balls durch einen lauten Ausruf und einen seitlich ausgestreckten Arm anzeigen. Falls der Ball knapp innerhalb des Feldes aufkommt, zeigt der Linienrichter dies an, indem er mit lang gestreckten Armen den Buchstaben „V“ auf Kniehöhe bildet. Der Headschiedsrichter hat allerdings die alleinige Entscheidungsgewalt und kann den Ausruf eines Linienrichters überstimmen (englisch Overrule).

Früher wurden darüber hinaus Netzrichter eingesetzt, die an beiden Enden des Netzes saßen und den Schiedsrichter auf eine Netzberührung des Tennis-Balls beim Aufschlag hinwiesen. Nach der Einführung technischer Hilfsmittel werden Netzrichter heute nicht mehr benötigt.

Es gibt darüber hinaus einen Oberschiedsrichter, der sich nicht auf dem Platz befindet. Er kann von einem Tennisspieler gerufen werden, wenn dieser der Meinung ist, dass eine Entscheidung des Schiedsrichters die Tennisregeln verletzt. Der Oberschiedsrichter darf nicht die Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters überstimmen (zum Beispiel, ob ein Tennisball „aus“ war oder nicht), sondern nur die sich daraus aus den Tennisregeln ergebende Konsequenz für den weiteren Spielverlauf. Darüber hinaus wird er bei Verstößen gegen den Verhaltenskodex (Code Violation, s. u.) vom Schiedsrichter zu Rate gezogen, insbesondere, wenn diese eine Disqualifikation eines Tennisspielers zur Folge haben.

Bei großen Tennis-Turnieren wird, um Benachteiligungen der Tennis-Spieler durch Fehlentscheidungen der Schieds-/Linienrichter zu reduzieren, das Hawk-Eye-System verwendet. Dabei erhält jeder Tennis-Spieler pro Satz eine feste Anzahl von sogenannten Challenges (von engl. to challenge sth. ‚etwas infrage stellen‘), die es ihm ermöglichen, eine Entscheidung durch das Hawk-Eye überprüfen zu lassen. Stellt sich dabei heraus, dass der Spieler recht hatte, vergibt der Schiedsrichter je nach Eindeutigkeit der Spielsituation entweder direkt einen Punkt oder lässt den Ballwechsel wiederholen; die Anzahl der Challenges des Spielers bleibt in diesem Fall gleich. Wenn der Spieler in seiner Einschätzung falschliegt, wird ihm eine Challenge abgezogen.

Je nach Turnier erhält ein Tennisspieler pro Satz zwei bis drei Challenges; falls der Satz durch ein Tie-Break entschieden werden muss, erhält jeder Tennisspieler eine Challenge zusätzlich. In Sätzen, in denen kein Tie-Break gespielt wird (sog. Advantage- bzw. Vorteilssätze), erhält jeder Tennisspieler nach jeweils zwölf gespielten Spielen, somit beim Stand von 6:6, 12:12 usw., wieder die ursprüngliche Zahl von Challenges.

Ein Schiedsrichter kann einen Spieler bestrafen, falls dieser gegen den Verhaltenskodex (engl.: Code of Conduct) verstößt. Dieser verbietet unter anderem

-       Fluchen

-       Beleidigung des Schiedsrichters, Gegners oder des Publikums

-       unsportliches Verhalten

-       Spielverzögerung

-       Verlassen des Platzes ohne Genehmigung des Schiedsrichters

Beim ersten Verstoß (engl.: Code Violation) spricht der Schiedsrichter eine Verwarnung aus, beim nächsten erfolgt ein Punktverlust. Beim dritten Vergehen erfolgt ein Spielverlust. Ab dem vierten Verstoß kann der Schiedsrichter den Spieler disqualifizieren (Matchverlust) oder erneut einen Spielverlust verhängen. In besonders schweren Fällen kann der Schiedsrichter den Tennis-Spieler auch bereits beim ersten Verstoß disqualifizieren.

 

Besonderheiten im Tennis

Bei den Senioren und im Tennis-Doppel wird häufig statt eines entscheidenden dritten Satzes ein Tie-Break gespielt. In einigen Verbänden des DTB (zum Beispiel in Baden-Württemberg und Bayern) wird auch in Verbands-Ligaspielen (Damen und Herren) kein dritter Satz gespielt. Stattdessen wird ein sogenannter Match-Tie-Break auf zehn Punkte (alternativ: sieben Punkte) ausgespielt. Ein Match-Tie-Break wird auch bei den „US Open“ und seit 2007 bei den „Australian Open“ im dritten Satz des Mixed-Wettbewerbs gespielt.

Bei Tennis Grand-Slam-Turnieren (außer den „US Open“), dem „Davis Cup“ und bei den Olympischen Spielen wird im entscheidenden Satz kein Tie-Break gespielt, sondern es müssen zwei Spiele Vorsprung erlangt werden.

No-Ad- (kurz für „no advantage“) bzw. Deciding-Point-Regel: Sie kommen vor allem in den Doppelkonkurrenzen zum Einsatz und dient der Abkürzung der einzelnen Aufschlagspiele. Wird der Deciding Point angewendet, so entscheidet bei Erreichen des Spielstands 40:40 der nächste Punkt über den Gewinn des Tennisspiels. Es ist dann also nicht wie üblich ein Vorsprung von zwei Punkten zum Spielgewinn nötig.

Eine weitere Besonderheit ist, dass die returnierende Partei beim Deciding Point die Wahl hat, von welcher Seite der aufschlagende Tennisspieler  serviert; vom Schiedsrichter wird dies auch mit „Deciding point, receiver's choice“ angekündigt.

Das verlorene Spiel des Aufschlagenden wird Break genannt; der Aufschlagvorteil wurde „durchbrochen“. Ein Break stellt wegen der Bedeutung des Aufschlags einen besonderen Vorteil dar. Gewinnt der Spieler, der das Break hinnehmen musste, das folgende Aufschlagspiel seines Gegners, so wird dies als Re-Break bezeichnet.

Entscheidende Punkte werden als Breakball (falls der Gewinn zu einem Break führt), Satzball oder Matchball bezeichnet.

Ein ohne Verlustpunkt gespielter Satz (6:0, jeweils nach Spielgewinnen zu 0, demnach 24 in Folge gewonnene Punkte) wird als Golden Set bezeichnet. In der Geschichte des Profi-Tennis gelang dieser perfekte Satz bislang nur den Spielern Bill Scanlon (1983), Jaroslawa Schwedowa (2012) und Julian Reister (2013).

Geschichte der Zählweise

Zur Geschichte der Zählweise im Tennis gibt es zwei Erklärungen. Meist wird vermutet, dass die Zählweise auf Geldeinsätze und Spielwetten im 14. Jahrhundert in Frankreich zurück zu führen ist. So setzte man zum Beispiel einen gros denier, der wiederum einen Wert von 15 denier hatte. In einem Spielsatz, der damals oft aus vier Spielen bestand, wurden also 4 mal 15 „deniers“ gesetzt: 15 – 30 – 45 – 60.

Eine andere Erklärung bezieht sich auf die Linien auf dem Tennis-Spielfeld. Jedes Mal, wenn ein Tennis-Spieler beim jeu de paume einen Punkt machte, bewegte er sich einen Streifen weiter und kam so allmählich der Mitte des Spielfeldes näher. Das Spiel begann an der 0-Zoll-Linie. Gewann ein Spieler einen Punkt, rückte er zur 15-Zoll-Linie vor, dann zur 30-Zoll-Linie und schließlich zur 45-Zoll-Linie. Dann erst hatte er das Spiel gewonnen. Da man fand, dass diese Linie dem Tennisnetz zu nahe war, wurde die letzte Angabe auf eine 40-Zoll-Linie zurückversetzt.

In beiden Fällen wurde im 16. Jahrhundert der kürzeren Aussprache wegen „45“ durch „40“ ersetzt.

Im Englischen wird der Spielstand „0“ mit dem Wort „Love“ (Liebe) bezeichnet. Der Ursprung dieses Ausdrucks liegt im Dunkeln. Unter Umständen stammt der Begriff vom ähnlich klingenden, französischen „l'œuf“ (das Ei), was als Beschreibung der Ziffer 0 gedeutet wird. Die Vermutung, dass die Zählweise insgesamt dem Französischen entstammt, unterstützt diese Theorie.

Andere Quellen legen nahe, der Begriff komme von der Redewendung „to be love“ (umsonst sein). Ein Spiel, bei dem der Gegner null Punkte erzielt, heißt daher auch Love Game.

 


Das Tennis-Spielfeld

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